Variante 1:
Kyrie- Buß-Gebet
Einleitung:
In unserer Hilflosigkeit und Ohnmacht, in unserer Schuld und Scham kommen wir vor Gott und beten:
Gott, Schöpfer dieser Erde, obwohl wir Teil deiner Schöpfung sind, zerstören wir durch Machtgier Gleichgültigkeit und Unwissen unsere Erde. Wir leugnen, dass unser Verhalten Auswirkungen auf das Leben anderer Menschen und künftiger Generationen hat. Wir wollen gar nicht hören, was die Wissenschaft seit langem sagt.
Öffne unsere Ohren für den Ruf der Umkehr. Oh mein Gott (auch Oh my God - OMG), erbarme dich.
Lied (Gemeinde): Herr, erbarme dich
Gott, Barmherziger und Gnädiger,
wir fühlen uns schuldig und schämen uns. Auch wenn wir es nicht wollen, unser Konsumverhalten verursacht Armut und Leid in anderen Teilen der Welt verursacht. Wir sind als Teil der Reichen Welt mitverantwortlich für das Leid der Menschen im globalen Süden, die jetzt schon unter der Klimakrise leiden. Unsere Privilegien zerstören Lebensgrundlage für andere.
Öffne unsere Herzen für echte Buße. Oh mein Gott, vergib uns unsere Schuld und erbarme dich.
Lied (Gemeinde): Herr, erbarme dich
Gott, heilige Geisteskraft,
viele von uns sind verzweifelt, mal wütend, mal traurig. Wir fürchten uns vor einem drohenden Kollaps und haben Angst um unsere Kinder und Enkel:innen. Wir sehen oft keinen Ausweg und fühlen uns machtlos und hilflos.
Öffne unsere Augen für die Chancen, die wir noch haben, für die Gemeinschaft, die du uns schenkst, für deine Geisteskraft, die unsere engen Grenzen beflügelt. Oh mein Gott, erbarme dich.
Lied 3: Herr, erbarme dich
Gnadenzuspruch:
Gott will, dass das Leben auf der Erde weitergeht. Hört den Zuspruch seiner Gnade und Treue:
“Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.” (Gen 8,22)
Variante 2:
Gebet: Die Störung des Kreuzes (R. Zimmermann)
(ursprünglich für Uni-Gottesdienst Mainz am 30. April 2023, mit Bachkantate BWV 103, „Ihr werdet weinen und heulen“, leicht angepasst für Erntedank 2023)
Gott im Himmel und auf der Erde,
ich möchte einfach in Frieden meinen Capucchino trinken, doch das Weinen der ukrainischen Väter und das Heulen der russischen Mütter lassen mir keine Ruhe. Sie erinnern mich, dass Krieg gemacht wird, am Rande Europas und in meinem Kopf.
Gott, ich möchte einfach die Blumen und Früchte in meinem Garten genießen, doch das stumme Klagen der toten Bienen im Bienenstock und der toten Bäume im Westerwald lassen mir keine Ruhe. Sie erinnern mich, dass die Klimakatastrophe schon begonnen hat vor meiner Haustür.
Gott, ich möchte einfach zum Arzt oder zum Besuch bei Freunden fahren, doch die Aktivist:innen der Letzten Generation lassen mir keine Ruhe, stellen und kleben sich mir in den Weg. Sie erinnern mich, dass wir bremsen und anhalten müssen und auch meine schöne kleine Welt nicht so weitergehen darf.
Gott, ich möchte einfach einen schönen Erntedank-Gottesdienst haben, doch dein Kreuz lässt mir keine Ruhe, erinnert mich, dass Jesus mitgelitten hat, mitgestorben ist und immer noch leidet und stirbt.
Du Gott am Kreuz, im Krieg, auf der Straße – erbarme dich meiner!
Denn dein Leben ist stärker als der Tod, du schenkst Leben jetzt und in Ewigkeit.
Amen