Hoffnung durch Handeln!
Buch von Joanna Macy
Gedanken für eine Andacht oder Meditation in der Osterzeit von Sonja Manderbach
Joanna Macy beschreibt in ihrem Buch “Hoffnung durch Handeln”, dass es gegenwärtig drei große Narrative (Erzählweisen) über die Zukunft gibt:
Das Weiterso.
Es muss immer so weitergehen. Alles andere kommt nicht in Frage und ist tendenziell schlechter. Wachstum, Wirtschaft, Arbeitsplätze. Es muss technische Lösungen geben. Wer das nicht so sieht, ist hysterisch und spinnt.
Der Untergang.
Es ist sowieso alles zu spät und es lässt sich auch nichts mehr ändern. Die Erde ist ohne den Menschen auch besser dran. Die Menschen sind auch irgendwie böse und verdienen es nicht, noch gerettet zu werden. Es wird ganz schlimm und ist nicht mehr abzuwenden.
Der große Wandel.
Wenn wir jetzt handeln, dann können wir es schaffen, eine regenerative Kultur aufzubauen und sozial gerechte ökologisch verträgliche Maßnahmen ergreifen, die zu Klimagerechtigkeit führen und auch Anpassung an die Folgen der Klimakatastrophe, die sich nicht mehr verhindern lassen, ermöglichen. Wir können die Schere zwischen Arm & Reich wieder schließen und wir können es schaffen, das Artensterben aufzuhalten und das Aussterben der Menschheit zu verhindern und eine ökofaire Lebensweise etablieren.
Dafür brauchen wir drei Säulen:
1) Eine regenerative Kultur aufbauen, ökofaire Lebensweise, Nachhaltigkeit - wie es auch die Kirchen seit Jahrzehnten sagen: Frieden, soziale Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung.
2) Unsere Gefühle ehrlich aushalten und nicht verdrängen, dass die Klimakatastrophe bereits begonnen hat.
Unsere Angst vor allem, was da noch auf uns zukommen wird.
Unsere Traurigkeit über alles, was bereits unwiederbringlich verloren ist.
Unsere Wut über die gefühlte eigene Ohnmacht und die Untätigkeit der Entscheider*innen und die vertane Zeit und in der Vergangenheit verpassten Chancen und die Fehlentscheidungen …
3) Friedlicher ziviler Widerstand gegen die Zerstörung von Lebensgrundlagen.
Jede einzelne Säule alleine ist nicht ausreichend.
Widerstand ohne regenerative Kultur und ohne die ehrliche Auseinandersetzung mit unseren Gefühlen, macht uns hart und lässt uns ausbrennen.
Die Gefühle zuzulassen, ohne einer guten Gemeinschaft anzugehören, die auch Trost, Schutz, Kraft, Regeneration spendet, führt zu Klimadepression und Klimaangst, lähmt und macht handlungsunfähig. Wir verzweifeln dann am Leid der Welt und nehmen passiv Schreckensnachrichten hin.
Eine regenerative Kultur aufzubauen, kann viel Freude machen, aber auch davon ablenken, dass real Lebensgrundlagen zerstört werden. Auch wenn das extrem weh tut, sich dieser Wahrheit zu stellen und diese Gefühle auszuhalten, ist das die Grundlage für das einzige, was kollektive Wirklichkeit wirklich verändert und nicht nur lokal Symptome lindert und Oasen der Regeneration und Nachhaltigkeit bildet, während drumrum die Welt brennt.
Wir kommen nicht umhin: Wir müssen Widerstand leisten gegen die Zerstörung von Lebensgrundlagen und dürfen uns von dieser unangenehmsten Wahrheit unserer Zeit nicht länger ablenken.
“Es ist schwer, nach Feierabend ehrenamtlich die Welt zu retten, wenn andere sie hauptberuflich zerstören.” (Marit Schatzmann)
Gedanken zum zivilen Widerstand von “Letzte Generation vor den KippPunkten”:
“Wir sind der Feueralarm. Die Welt brennt. Niemand löscht. Viele verdrängen, verharmlosen oder leugnen sogar, dass es überhaupt brennt, um sich dieser unangenehmen Wahrheit nicht stellen zu müssen, sondern so lange wie möglich in der Komfortzone bleiben zu können. Deshalb sind wir ja der Feueralarm - unignorierbar in der Mitte der Gesellschaft. Wir stören. Wir nerven. Wir sind schrill und legen den Finger in die Wunde. Wir konfrontieren mit der unangenehmsten Wahrheit unserer Zeit.
Das tun wir derzeit in sehr vielen Städten, um überall zu alarmieren. Wenn sich Oberbürgermeister*innen diesem Alarm anschließen und mit uns gemeinsam an die Entscheider*innen appellieren, dass wir einen Gesellschaftsrat Klima brauchen, der zielführende, schnell greifende, hinreichende Sicherheitsmaßnahmen konzipiert, die das Ruder wirklich noch rumreißen können, dann müssen wir in diesen Städten nicht länger als Feueralarm auf den Straßen sein, weil der Alarm ja da angekommen ist und die Wahrheit, dass es wirklich brennt nicht mehr in Frage gestellt wird, so dass das Feuerlöschen endlich losgehen kann.
Mit Erpressung hat ein Alarm nur ganz wenig gemeinsam. Nur die Unignorierbarkeit. Aber Erpressung bedeutet, jemanden zu etwas zu zwingen, was er*sie nicht will, um davon selbst zu profitieren. Alarm bedeutet, jemand vor einer Gefahr, die ihn*sie selbst bedroht, zu warnen. Wir alle sind die Letzte Generation vor den KippPunkten. Auch alle Oberbürgermeister*innen und alle Bewohner*innen von Städten, in denen wir Alarm schlagen.”
Sonja Manderbach