Mehrere Gründe sprechen dafür, die Rolle des Polizeikontaktes, wenn möglich, immer als Zweierteam zu besetzen. Dadurch verschafft Ihr euch Raum für Pausen und könnt euch aufteilen, z. B. falls gleichzeitig Kontakt zur Einsatzleitung und zur Protestmarschleitung gehalten werden muss. Bei größeren Protestmärschen können unter Umständen auch mehrere PolKo-Teams Sinn machen.
Ideal ist es, wenn ihr euch mit euren Fähigkeiten, Kenntnissen und Persönlichkeiten ergänzt. Achtet auch darauf, dass die Chemie zwischen euch stimmt. Wenn du die Frage “Fühle ich mich wohl mit meiner/meinem Teamkolleg:in an meiner Seite?” mit einem klaren Ja beantworten kannst, ist das ein gutes Zeichen. Falls nicht, hilft euch ein offenes Gespräch vielleicht weiter. Oder du suchst dir eine*n Kolleg:in, mit dem/der es besser passt.
Stimmt euch über die Aufgabenteilung, Gesprächsführung und Kommunikation ab. Versucht Teams aus einer erfahrenen Person und einer noch unerfahrenen Person, die von ersterer lernen kann, zu bilden.
Achte auf deine Teamkolleg:innen. Die Rolle der/s PolKos ist sehr verantwortungsvoll und fordernd. Mensch geht hier schnell über die Grenzen seiner Belastbarkeit. Wenn ihr merkt, dass euer PolKo-Buddy erschöpft ist, empfehlt ihr/ihm eine Pause.
Die Polizei muss und wird über die Aktion eine Akte anlegen. Wenn ihr Gespräche zu zweit führt, könnt ihr Situationen gegenseitig bezeugen. Wichtige bzw. unklare oder kritische Vorkommnisse solltet ihr unbedingt in einem Gedächtnisprotokoll festhalten, das ihr beide unterschreibt.
Der Polizeikontakt sollte nicht die Person sein, die sich über Mic-Check oder Megaphon an die Teilnehmenden des Protestmarsches wendet. Dafür gibt es die Protestmarschleitung. Ihr gibst du die Ergebnisse deiner Gespräche mit der Polizei weiter und besprichst mit ihr, was sie in welcher Form an die Teilnehmenden des Protestmarsches weitergibt.
Wünsche und Angebote der Polizei, sowie eigene Erkenntnisse aus den Gesprächen mit der Einsatzleitung trägst du an die Protestmarschleitung heran. Ihr seid als Team Prellbock und Realitätsfilter zugleich. Zeitdruck, Drohungen, mögliche Anmaßungen und Forderungen der Polizei gibt die Protestmarschleitung nicht eins zu eins an die Teilnehmer:innen weiter. Ihr gleicht sie vorher mit Erfahrungen aus vorhergehenden Aktionen ab und versucht, ihnen vor Ort eine realistische Einschätzung der Situation zu vermitteln. Die Protestmarschleitung stellt den Teilnehmenden die Überlegungen der Polizei dar und verschafft ihnen einen begründeten Eindruck der Stimmung bei der Einsatzleitung der Polizei. Dabei achtet sie darauf, dass den Teilnehmer:innen klar ist, was Fakt und was ihre Einschätzung ist. Beschlüsse und Angebote übermittelst du zurück an die Polizei.
Vernetze dich mit den Deeskalations-Bienen vor Ort, mit denen du zusammenarbeiten solltest. Informiere dich, wie du ggf. schnell jemanden vom Legal-Team erreichen kannst, um rechtliche Fragen schnell klären zu können. Genauso solltest du wissen, wie du den EA und Emo-Support erreichen kannst. Diese Informationen beschaffst du dir idealerweise bereits im Vorfeld eines Protestmarschs.
Wichtige Beobachtungen sollten die Deeskalationskräfte (falls diese Rolle beim Protestmarsch besetzt ist) an einen PolKo melden, sodass Gefahren und Übergriffe rechtzeitig bei der Einsatzleitung der Polizei thematisiert werden können:
● Unangemessenes Verhalten einzelner Polizist:innen
● Störer:innen oder Provokateur:innen
● Menschen, die Fotos von Teilnehmer:innen machen und nicht nach Angehörigen der Presse oder Tourist:innen aussehen