Prozesse sind wichtig, aber am wichtigsten sind uns die Ergebnisse. Das bedeutet, dass wir uns bei unseren Entscheidungen an den Ergebnissen orientieren und nicht an persönlichen Anliegen. Wir nehmen die Dinge nicht persönlich. Wir machen die Dinge nicht zu persönlichen Anliegen. Wir vertrauen darauf, dass das Team den bestmöglichen Weg einschlagen wird, und wir arbeiten alle so, wie es nötig ist, um unsere Ziele zu erreichen.
In unserem Team erzielen wir unsere Wirkung durch die große Menge an Arbeit, die viele Freiwillige an allen Stellen zu leisten bereit sind. Alle unsere Systeme müssen so optimiert werden, dass sie sowohl Teilzeit- oder Ab-und-An-Beiträgen als auch Vollzeitmenschen ermöglichen, die größtmögliche Wirkung zu erzielen. Es gibt drei Möglichkeiten, wie neue Freiwillige das hauptsächlich in der Mobilisierung erzielen können: (1) Sie laden weitere Leute zum Vortrag ein, sie Flyern in Paaren, (2) sie gehen auf die Straße, organisieren Vorträge mit und sind Teil eines Mobi-Teams und (3) sie helfen der Kampagne, die Anzahl der Freiwilligen zu erhöhen, die sich an (1) und (2) beteiligen. Wir kümmern uns um andere Freiwillige und fördern ihre Selbstentfaltung und ihr Wohlergehen. Wenn ein:e Freiwillige:r unsere Werte oder den Konsens missachtet, oder unsere Fähigkeit oder die Fähigkeit anderer konzentriert zu arbeiten beeinträchtigt, werden wir tun, was nötig ist, um die Störung aufzulösen.
Unser Team braucht jede:n auf jeder Ebene, um Vorschläge zur Verbesserung unserer Arbeit einzubringen. Das bedeutet, dass wir allen Menschen im Team die Möglichkeit geben sich einzubringen, zurückhaltendere Menschen proaktiv dazu auffordern und ihre Vorschläge und ihr Feedback berücksichtigen. Wir werden nicht gewinnen, wenn nicht jede:r die besten Ideen beisteuert, konstruktive Kritik übt, wenn es angebracht ist, sich an der Problemlösung beteiligt und dazu beiträgt, künftige Probleme im Zuge der Skalierung vorauszusehen. Eine schnelle und effektive Entscheidungsfindung kann nicht im großen Plenum erfolgen, aber sie sollte von all den klugen Köpfen, die in den verschiedenen Fachbereichen im Team arbeiten, mitgetragen werden.
Die Kampagne läuft in einem beschleunigten Zeitrahmen ab. Es gibt einen zeitlichen Druck, und wir haben nicht den Luxus, uns alle Zeit zu nehmen, die wir brauchen, um die Dinge perfekt zu machen. Wir werden erfolgreicher sein, wenn wir unsere Ziele übertreffen, wenn wir der schnellsten Lösung, die gut genug ist, den Vorzug vor der perfekten Lösung geben. Dennoch gibt es einige Fehler, die wir niemals tolerieren sollten.
Es gibt die Theorie, dass mit 20% des Aufwands schon 80% des Ergebnisses erzielt werden kann und es für die restlichen 20% - also für ein perfektes Ergebnis - noch 80% an Aufwand bräuchte. In den allermeisten Fällen lohnt sich dies nicht und wir arbeiten auf 80% des Ergebnisses hin.
Da wir leidenschaftliche Meinungsverschiedenheiten fördern, um unsere Organisation zu verbessern, brauchen wir Schutzmaßnahmen, um sicherzustellen, dass diese nicht von einem produktiven zu einem unproduktiven Konflikt eskalieren. Wir erlauben niemanden, ein Mitglied unseres Teams anzuschreien oder seine Stimme zu erheben. Das gilt für alle - für Kerngruppenmitglieder, Mitarbeitende anderer Arbeitsgruppen und Freiwillige. Jede:r auf allen Ebenen ist dafür verantwortlich, jede Interaktion zu unterbrechen, bei der es zu Anschreien kommt oder bei der jemand den Eindruck hat, angeschrien zu werden.
Wenn das Gespräch mindestens eine halbe Stunde später fortgesetzt werden kann, und dann nicht geschrien wird, gut! Wenn nicht, “eskalieren” (lösen) wir das Gespräch nur mit einem Konfliktmanagement.
Wenn es in einem Signal-Chat zu Meinungsverschiedenheiten kommt, geh schnell zu einem Echtzeitgespräch über Signal-Anruf über, rufe sonst per Mobilfunk an oder nutze Zoom oder Ähnliches, um von Angesicht zu Angesicht zu kommunizieren. Der Tonfall oder die Absicht kann online leicht missverstanden werden. Schicke keine Signal-Nachrichten oder E-Mails, wenn du verärgert bist. Nimm dir die Zeit, deine Gefühle zu verarbeiten, und wende dich an ein anderes Teammitglied, bevor du antwortest (entweder persönlich oder schriftlich).
Die Kampagne läuft viel über “Zwischendurch-Klärung” zu normalen Tageszeiten, es sei denn, du hast eine Aufgabe, die ausdrücklich andere Zeiten erfordert.
Wenn wir an einem bestimmten Tag nicht zu den “Hauptgeschäftszeiten” verfügbar sein können, oder Meetings nicht erreichen können, vergewissern wir uns, dass unsere Koordination bzw. für Koordinator:innen der Orga Klein damit einverstanden ist, und teilen dies dem Team möglichst im Voraus mit. Natürlich werden wir alle auch oft außerhalb dieser üblichen Zeiten arbeiten. Aber wenn wir uns darauf einigen, während dieser Zeiten erreichbar zu sein, hilft uns das, als Team über die Bereiche hinweg zusammenzuarbeiten.
Wenn wir einige Tage Urlaub nehmen, geben wir vorab alle relevanten Stellen Bescheid und ändern unseren Signal-Namen.
Allgemein sollten Besprechungen nach Bedarf anberaumt werden und nicht länger als fünfzig Minuten dauern, um den Teilnehmenden eine kurze Pause vor der nächsten Besprechung zu ermöglichen.
Keine Besprechung sollte länger als neunzig Minuten dauern. Wenn wir noch mehr Arbeit zu erledigen haben, planen wir eine weitere Besprechung nach einer mindestens zehnminütigen Pause. Tagesordnungen und zeitliche Begrenzungen können dazu beitragen, dass Besprechungen produktiver ablaufen und die Teilnehmenden ermutigt werden, die gewünschten Ergebnisse in der vorgegebenen Zeit zu erreichen.
Um das beste Modell für die Mobilisierung weiterer Menschen zu entwickeln und gute Kontaktpflege zu schaffen, müssen alle Menschen (vor allem auch die Kerngruppe) an den eigenen Konzepten teilnehmen. Jede:r im Team sollte sich regelmäßig insbesondere am Mobi-Prozess beteiligen und dabei die vom geographisch aufgeteilten Mobi-Team bereitgestellten Instrumente nutzen - mindestens eine Stunde pro Woche. Das kann bedeuten, dass man sich freiwillig meldet, um andere Freiwillige anzurufen oder um eine Veranstaltung (Vortrag, Training, …) zu organisieren oder daran unterstützend teilzunehmen, oder dass man eben jedem Aufruf zum Handeln folgt, den das Mobi-Team als besonders wichtig hervorhebt. Dies ist der beste Weg, um die Erfahrungen der Freiwilligen zu verstehen und gibt unserem Team wertvolles Feedback. Außerdem ist es respektvoll. Es zeigt allen Freiwilligen, dass wir das, was wir von ihnen verlangen, für so wertvoll halten, dass wir uns auch die Zeit nehmen, es selbst zu tun.
Es handelt sich bei unserer Kampagne um einen Marathon, oder einen Staffellauf, oder sowas - aber nicht um einen Sprint. Jede:r muss die notwendigen Pausen machen (in angemessenem Rahmen und in Abstimmung, um andere nicht zu stören). Zwar opfern wir alle bis zu einem gewissen Grad unseren Komfort und riskieren vieles, um an der Kampagne zu arbeiten, aber es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass wir produktiver sind, wenn wir ausreichend schlafen, regelmäßig essen und uns bewegen - und sei es nur, dass wir irgendwann am Tag einen zwanzigminütigen Spaziergang machen. Wenn du anfängst, tagelang keinen Schlaf zu bekommen, keine Mahlzeiten zu dir zu nehmen und dich nicht zu bewegen, wird sowohl deine Gesundheit als auch deine Arbeit darunter leiden. Wenn du ein so hohes Arbeitspensum hast, dass du das Gefühl hast, keine Zeit zu haben, dich ständig um sich selbst zu kümmern, sprich mit deiner Koordination oder Orga Klein oder einem Teammitglied.
Wir bilden ein großartiges Team und haben die einmalige Chance, Geschichte zu schreiben und wirklich etwas zu verändern. Wenn wir uns gegenseitig und uns selbst zur Rechenschaft ziehen und wir hinter dem zurückbleiben, was dieser Moment von uns verlangt, werden wir es mit einem Geist der Vergebung und Großzügigkeit tun. Wir sind dankbar für diese Gelegenheit und wissen, was für eine Ehre es ist, miteinander und mit allen Freiwilligen zusammenzuarbeiten, um den friedlichen zivilen Widerstand gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen aufzubauen.
Die meisten von uns waren irgendwann neu bei der Letzten Generation und sind herzlich willkommen geheißen und integriert worden. Und die meisten von uns geben diese Erfahrung gerne weiter und kümmern sich ihrerseits um die Integration von neuen Menschen – auf die eine oder andere wertvolle Weise. Diese Willkommenskultur macht uns stark. Sie gilt erstmal allen, die zu uns stoßen, die Fragen an uns haben, die uns unterstützen möchten, die uns kennenlernen wollen. Dazu gehören auch Polizistinnen und Polizisten. Auch ihnen gilt unsere Offenheit und Freundlichkeit, denn auch sie gehören zur Letzten Generation vor den Kipppunkten. Es gibt bereits ehemalige und aktive Polizisti, die uns unterstützen, die Teil unserer Bewegung und bei uns genau richtig und wichtig sind. Und es gibt weitere Polizisti, die ehrlich an uns interessiert sind, die auf uns zukommen, mit uns ins Gespräch kommen und sich uns anschließen möchten. Wir wissen, dass einige von uns sehr negative Erfahrungen mit Polizisti gemacht haben; wir verstehen, dass dieser Schmerz real ist und wollen ihn keinesfalls delegitimieren. Oft ist und bleibt das Vorgehen einiger Polizisti absolut unverhältnismäßig und nicht zu rechtfertigen. Manche von uns haben es deshalb verständlicherweise schwerer, offenen Herzens auf Polizisti zuzugehen. Das ist in Ordnung. Wenn es Euch hilft, seht die Offenheit gegenüber Angehörigen der Polizei als Teil unserer Strategie: wenn wir die Säule der Polizei erreichen und für uns gewinnen, ist dies ein riesiger und wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Ziel der gesamtgesellschaftlichen sozialen Kipppunkte. Lasst uns die Menschen hinter den Uniformen erkennen, genau diesen individuellen Menschen Chancen geben und nicht - geprägt von schlechten Erfahrungen - Menschen den Zugang zu unserer Bewegung erschweren, Menschen, die einen wertvollen Beitrag leisten könnten.